Erich Maria Remarque

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Ein vollkommen leeres Forum - sehr betrüblich. Dabei ist Remarque doch wirklich bekannt. "Im Westen nichts Neues" ist bestimmt einer der besten Kriegsromane, die je geschrieben wurden. Und "Der Himmel kennt keine Günstlinge" ist grandios.

Könnte man hier nicht eine Diskussion beginnen?

>>By Joni   (Thursday, 22 Sep 2005 00:07)



Genau! Hier sollte man eine Diskussion beginnen!
Fangen wir damit an, daß EMR ständig auf "Im Westen nichts Neues" reduziert wird. Zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung.
Zweifelsohne ist besagtes Buch ein explizit wichtiges. Zum einen wegen seiner gesellschaftlichen Bedeutung damals, zum anderen natürlich, weil sich auf ihm Remarques Ruhm begründet (Jetzt hätte ich fast "Rum" geschrieben, ich lese gerade mal wieder "Drei Kameraden").
Ich finde ja, die wirklich schönen Sachen gehen in diesem "Hype" um IWnN ein wenig unter. Als Beispiel möchte ich den, na ich sage mal: Immigranten-Zyklus anführen. Er besteht aus LIEBE DEINEN NÄCHSTEN, ARC DE TRIOMPHE, DIE NACHT VON LISSABON und SCHATTEN IM PARADIES.
Es sind alles unabhängige Romane. Wenn man sie aber hintereinander liest, ergibt sich ein chronologisches Bild politisch Verfolgter kurz vor Beginn des zweiten Weltkrieges, auf ihrer Flucht aus Deutschland und ihrem Weg über die Benelux-Staaten, Frankreich, Portugal bis nach Amerika.
Jedes einzelne Buch zeichnet verschiedene Schicksale nach und doch findet man immer Parallelen, sowohl zu den Helden der einzelnen Geschichten als auch zu Remarque selbst.
Jedes Buch macht einen traurig, wütend, melancholisch, sehnsüchtig. In jedem Buch steckt vor allem etwas vom Autor selber.
Es wird geliebt, getrunken und gestorben. Jeder der herrlich melancholischem Dialoge ist zugleich tief humanistisch. Ich war ja ziemlich perplex, als Remarque in einem Interview auf die Frage nach seiner Dialogregie meinte (sinngemäß), diese Dinge fallen ihm aus dem Ärmel.
Wow!
Also für mich ist das Lesen von seinen Büchern nicht einfach nur lesen. Da passiert etwas mit einem, man spürt quasi wie sich die Welt zu verändern scheint.
Vielleicht geht es ja jemandem ähnlich, ich würde mich über einen wilden Austausch zum Thema EMR riesig freuen!
Liebe Grüße aus Rostock,
Jan.

>>By JaniHRO   (Friday, 28 Oct 2005 01:04)



Oje... da bin ich, die bisher lediglich drei Bücher von Remarque gelesen hat, wohl nicht die Richtige für eine Diskussion.

Trotzdem. Ich stimme dir vollkommen zu. Von dem von dir erwähnten "Immigranten-Zyklus" kenne ich zwar nur "Die Nacht von Lissabon", aber ich werde es hoffentlich irgendwann schaffen, die drei anderen auch noch zu lesen.
Ich finde, "Der Himmel kennt keine Günstlinge" ist mehr als nur eine Geschichte - es ist eine Metapher auf das Leben - und man erkennt darin auch deutliche Parallelen zur "Nacht von Lissabon". Dieses Buch hat meine Art zu denken völlig verändert. Lillian Dunkerque ist zu einer meiner größten Vorbilder geworden.
Ich denke, man kann Remarques Bücher nicht verstehen. Man muss sie fühlen.
Zitat gefällig?

"Es war ein Sturz von Licht, ein Rausch ohne Schwerkraft, ein Fall und ein Schweben zu gleicher Zeit; sie schien Licht zu atmen, und ihr war, als spiele das Blau und Rot und Gelb in ihren Lungen und in ihrem Blute, als würde die Trennung durch Haut und Bewusstsein aufgenommen, und das Licht flute hindurch, so, wie sie es bei den unsichtbaren Strahlen der Röntgenaufnahmen erlebt hatte, nur dass da das Skelett enthüllt wurde, während es hier die geheimnisvolle Kraft leuchten zu machen schien, die das Herz klopfen und das Blut pulsen ließ. Es war das Leben selbst, und während sie so dasaß, still, ohne sich zu regen, und das Licht auf sich und in sich hineinregnen ließ, gehörte sie ganz dazu und war eins damit, sie war nicht mehr ein isoliertes Einzelnes, sondern das Licht nahm sie auf und schützte sie, und sie hatte plötzlich das mystische Gefühl, dass sie nie sterben könne, solange es sie so hielt, und dass etwas in ihr nie sterben würde - das, was zu diesem magischen Licht gehörte. Es war ihr großer Trost, und sie wollte es nie vergessen, und so sollte ihr Leben sein, das, was ihr noch an Tagen gehörte, fühlte sie, so wie dieses hier, ein Bienenkorb, gefüllt mit dem leichtesten Strahlenhonig der Welt - Licht ohne Schatten, Leben ohne Bedauern, Verbrennen ohne Asche."

Wunderschön - wie um alles in der Welt kann einem so etwas einfach nur "aus dem Ärmel fallen"?

>>By Joni   (Sunday, 30 Oct 2005 00:20)



Die Dialoge! Die Dialoge hat er so aus dem Ärmel geschüttelt!
Was aber bei der Fülle und Dichte der Dialoge auch schon bemerkenswert ist.
Ansonsten war EMR bei der Arbeit ziemlich voll von Selbstzweifeln. Zu jedem Buch gab es vor der letztendlich veröffentlichten mehrere andere Versionen. Wenn ich mich recht erinnere, gibt es zu jedem Buch ungefähr zehnmal so viel Manuskriptmaterial.
Bis solche wie die von Dir zitierten Sätze standen, hat der bestimmt auch Blut und Wasser geschwitzt! Aber das Ergebnis rechtfertigt ja alle Stolpersteine auf dem Weg dahin.

"Der Himmel kennt keine Günstlinge" lässt sich übrigens auch ganz gut als direkter Nachfolger von "Drei Kameraden" lesen. Und dann noch eine Warnung: Never ever happy-end! Gestorben wird zum Schluß immer, das ist wohl die Konsequenz aus seinen Erfahrungen!
Na ja, lies mal noch ein paar Bücher, dann kannst Du Dir ein noch besseres Bild machen.

Auf jeden Fall viel Freude dabei und schreib hier ruhig weiter darüber, ich finde die Reaktionen von Menschen auf die Bücher sehr spannend. Mit nicht verstehen aber fühlen bist Du ja genau auf dem richtigen Weg!

Erst mal liebe Grüße von der Ostsee!
Jan.

>>By JaniHRO   (Sunday, 30 Oct 2005 19:43)



Erich Maria Remarque habe ich vor etlichen Jahren gelesen, gerne gelesen. Arc de Triomphe (richtig geschrieben?), Die Nacht von Lissabon und Im Westen nichts Neues. Ich lieh sie mir damals aus, kann ich mich entsinnen. Wenn ich mal wieder viel Zeit habe, werde ich mir mal selbst eins seiner Bücher kaufen. Ich finde, seine Bücher kann man nicht einfach nebenher lesen, da muß man sich hineinversetzen und darf das Buch nicht zwischendurch etliche Tage herumliegen lassen aus Zeitmangel.

>>By Marie-Theres   (Tuesday, 1 Nov 2005 10:39)



Meine Rede!
Allen Überzeugungstätern empfehle ich außerdem, nicht nur die Sachen VON ihm, sondern auch die ÜBER ihn zu lesen. Am besten die, welche er selber verfasst hat. Es gibt da zum Beispiel das Buch "Briefe und Tagebücher", das ist wirklich sehr aufschlußreich. Remarques Bücher sind ja quasi ein Spiegel seiner selbst, da führt früher oder später kein Weg vorbei an der Person EMR.
Informationen in Hülle und Fülle gibt es übrigens auf der Internetseite
www.remarque.uos.de
Das ist die Seite vom EMR-Friedenszentrum der Uni Osnabrück (natürlich!) und so etwas wie die "offizielle" Homepage.

Außerdem komme ich heute auch mal mit einem Zitat, einem Tagebucheintrag aus oben erwähntem Buch:

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5. Juni 1936, Porto Ronco
Sonniges Wetter. Müde, nicht nur in den Knochen. Briefe geschrieben, wenige. Schreibe nicht gern. Briefe nicht und Bücher nicht. Mittags geschlafen, dann ins Dorf gefahren. Viktoria Wolf getroffen. Mit ihr vor dem Verbano gesessen, Leute angesehen. Nach Hause gefahren. Plötzlich sehr müde. Gebadet. Hinterher besser. Wahrscheinlich bißchen erkältet. Ich bin eigentlich viel zu müde für mein Alter. Ich weiß nicht, was ich will. Ich weiß nie, was ich möchte. Ziele? Mein Gott, was sind das schon für Ziele, an die geglaubt wird! Wenn ich nicht weiß, woher, wozu, wohin - was sind alle Ziele dann anderes als frommer Selbstbetrug? Selbst Heroismus kann langweilig werden.
O weiche, pfirsichfarbene Haut,- zärtliches Glück der Sekunde. Augen der Geliebten, - fremdeste Augen der Welt. Liebe. - nichts als ein wenig bunter Tod. - Der Todeskampf beginnt im Augenblick der Geburt, - der Abschied beim ersten Zusammensein. Ach, wir wissen es schon lange, daß wir müde sind, es zu wissen. Blaue Schmetterlinge fliegen über den See. Blauer Sturz in die Tiefe, in der es blitzt und leise dröhnt.
Wie weich eine Frau gehen kann. Die Augen werden am spätesten müde.
Vollmond draußen. Alter gelber Vollmond -
Traurigstes Wort für den Menschen: Ewigkeit
>>Und sie schwanden dahin, wie Schatten - <<

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Hm, wenn ich nicht so ein schlechter Mensch wäre, würde ich an Seelenverwandschaft glauben...

Lieben Gruß aus Rostck!
Jan.

>>By JaniHRO   (Wednesday, 2 Nov 2005 00:03)



Das ist ja mit das Schöne an Remarque, dass es be ihm nie ein Happy-End gibt. Ja, die letzten Seiten (bzw. Zeilen) geben eigentlich sogar das Meiste her, weil sie so wunderbar melancholisch und zugleich wahrheitsgemäß sind. Sinnbild für das ganze Buch sozusagen (zumindest ging es mir bei den drei bisher gelesenen so).
Und das Beste an den Büchern ist: Man kann sie immer wieder lesen. "Der Himmel kennt keine Günstlinge" z.B. habe ich inzwischen so oft einfach aufgeschlagen und an beliebigen Stellen angefangen zu lesen, dass ich es sozusagen auswendig kenne. Und es wird wirklich nie langweilig.

@Jan: Ich hatte bloß auf die Schnelle keinen passenden Dialog gefunden :-) Wobei die Dialoge selbst ja noch viel bemerkenswerter sind als Textpassagen wie die oben zitierte. Man kann sich einfach in die Gedanken hineinversetzen und spüren, was dahinter steht (wie schon gesagt, verstehen kann man es vermutlich nicht - nur fühlen).

>>By Joni   (Thursday, 3 Nov 2005 00:22)



@Joni: Ja. Ich glaube, man möchte einfach immer DABEI sein. Man ist eigentlich dabei, das ist das Perplexe daran, denn wenn man aufsieht, sitzt man auf einmal in seiner Bude.
Das ist ja, was ich mit der Seelenverwandschaft sagen wollte. Man fühlt sich wie ein Filmfreak, der seine Helden im realen Leben trifft.
Eigentlich ist die Tatsache ganz schrecklich, aber manchmal möchte ich SEIN wie Remarque. Schon alleine, um solche Bücher schreiben zu können. Aber auch, weil nach allem was ich über ihn weiß, er ein in meinen Augen idealer Typ ist.
Man muß echt aufpassen. sich da nicht zu verlieren.

>>By JaniHRO   (Friday, 4 Nov 2005 20:55)



Jaja, so ist das... das heißt, so extrem ist es bei mir natürlich noch nicht, da ich ja erst wenig von Remarque gelesen habe und auch nicht viel über ihn weiß. Aber als Kind (und sogar heute noch ) ging es mir mit Astrid Lindgren ähnlich :-) Man verliert sich vollkommen in den Büchern und braucht dann eine ganze Weile, bis man wieder in der Realität angekommen ist. Kenne ich gut.

>>By Joni   (Friday, 4 Nov 2005 23:45)



Einige meiner Vorredner nehmen mir praktisch die Worte aus der Tastatur...Remarque ist so viel mehr als "nur" der Mann, der "Im Westen nichts Neues" schrieb. Allein "Arc de Triomphe" ist ein absolut ebenbürtiges Meisterwerk und meiner Meinung nach deutlich feinsinniger strukturiert. Die Geschichte hat so viele Details, die so viel mehr sagen, als Worte...beispielsweise die Schnaps-Symbolik, die ja auch auf ähnliche Weise in "Schatten im Paradies" und "Drei Kameraden" so deutlich ist...Calvados als Alkohol der Liebe, der "gute Calvados", der Joan, obwohl sie es erst nicht glauben mag, den normalen Calvados verleidet, ohne dass sie je ganz davon los kommt. Der normale Calvados ist natürlich die Liebe zu Ravic.

Es wird Remarque oft vorgeworfen, er sei zu jovial in der Sprache, um ein wirklich Großer zu sein...das kann ich nicht nachvollziehen...dass alles bei ihm zum Bonmot wird, ist eher eine sehr realistische Darstellung. Wie häufig wurde doch der Satz Adornos von der Unmöglihckeit eines Gedichts nach dem Holocausts nachgekaut . Diese spitze Bemerkung wurde von Leuten vom Schlage eines Enzensberger aus dem Zusammenhang geklaubt und ebenfalls zum Bonmot. Remarque war eben ehrlicher und hat nicht versucht eine neue Sprache zu erfinden...denn sie würde immer gleich bleiben. Das hat er aus seiner Biografie gelernt.

Was noch viel wichtiger ist: Er ist ein grandioser Erzähler und es wäre fatal gewesen, wenn er diese Stärke nicht ausgespielt hätte. Selbst wenn dabei, wie in "Ein Funke Leben" das KZ zum Überlebenstraining stilisiert wird...er hat es sehr eindrücklich dargestellt...schonungslos und ekelhaft. Auch das ist ein wichtiger Beitrag, den so Mancher in der Gruppe 47 nicht zu leisten vermochte...

>>By kwiedi   (Tuesday, 15 Nov 2005 17:58)



Moin Kwiedi,

sag mal, schreibst Du beruflich Rezensionen für den SPIEGEL?! ;o)
Ich möchte gerne mal die von Dir erwähnte "Schnaps-Symbolik" aufnehmen. Die ist mir so nämlich noch gar nicht eingegangen. Ich dachte immer, das Saufen gehört in EMR's Bücher, wie in sein Leben. Eben eher eine Parallele als eine Symbolik.
Mal ist es der Calvados, bei den "Kameraden" ist es der Rum, im "Obelisken" der Champagner von Herrn Riesenfeld und sowieso alles durcheinander. Wie ja sonst auch.
Das sie allesamt Remarque zu den "Leichtgewichten" zählen, verstehe ich allerdings auch nicht. Er hat doch seine Zeit genauestens beobachtet und in der Sprache absolut treffend wiedergegeben.
Aber darüber mache ich mir eigentlich auch gar nicht so DIE Gedanken. Um seine Bücher wieder und wieder zu lesen ohne den Spaß daran zu verlieren, haben sie die genau richtige Mischung aus Ernst, Schwermut, Humanismus und Lebenslust. Das alleine zählt ja wohl.

>>By JaniHRO   (Monday, 21 Nov 2005 00:24)



Sorry, dass ich erst jetzt antworte, ich hab das Forum irgendwie nicht wiederfinden k�nnen...

Ich finde ja auch, dass der Lesespa� und das, was man selbst aus den B�chern zieht, das Entscheidende ist, und nicht die Frage, ob einer nun den Nobelpreis bekommen oder verdient und nicht bekommen hat. Die von Dir beschriebene richtige Mischung ist wirklich das, was Literatur (abseits der Wissenschaft) ausmacht. Was nicht hei�t, dass nicht auch Jelinek sehr gro�es, wenn auch etwas "spezielles", Lesevergn�ghen bereiten kann.

Ich halte besonders Arc de Triomphe f�r ein von vorn bis hinten durchkonstruiertes Buch..und in dieser Kontruiertheit eben herausragend..evtl. Remarques Bestes. Wobei ich keinen Remarque-Roman je schlecht fand. Lediglich mit "Der Funke Leben" habe ich so meine Probleme. Das B�ll-Zitat "Hei�es Eisen in lauwarmer Hand" trift es ein bisschen, wobei ich viele Argumente finde, um die KZ-Novelle als wichtig und richtig zu verteidigen. B�ll lie� sich dabei wohl auch etwas vom Ruf Remarques und der eingefahrenen Gruppe47-Ideologie leiten. Trotzdem hat der Spruch was f�r sich...

Um nochmal auf den Calvados in AdT zu kommen: Es gibt da eine Szene, in der Joan und Ravic eine besonders teure Flasche Calvados vom Kellner (ich meine im "International", bin aber nicht sicher) ergattern und Ravic Joan warnt, dass der teure Calvados sie verw�hnen w�rde und ihr der Normale nicht mehr ausreichen w�rde. Das ist eine Allegorie auf das, was beiden sp�ter passiert: Joan verf�llt dem Luxus-Leben in Antibes. Beides lernt sie durch Ravic kennen, der sie (mit Schnaps und Sex) ja �berhaupt erst ins Leben zur�ck geholt hat. Gewisserma�en bei�t Joan in den Paradies-Apfel...denn Calvados ist ja ein Apfelschnaps. Und einmal entflammt (in der Pinte, in der sie mit Ravic bei ihrem ersten Treffen Calvados trinkt), beginnt der Abstieg.

Der Schluck vom Apfel ist hier, um beim Paradies-Motiv zu bleiben, der Beginn des Untergangs der beiden, in dem Moment, in dem sie sich kennen lernen. Ravic wei� das tief im Inneren, auch durch seine Erfahrung mit der Liebe und der Katastrophe durch Haake. Daher r�hrt auch seine Zur�ckhaltung am Anfang. Dann passiert etwas, was nur zu menschlich ist: Ravic nimmt den hoffnungslosen Liebeskampf auf und tut genau das, was er als Einl�uten der Niederlage erkennen muss. Er f�hrt Joan durch die Scheherazade ins Nachtleben ein, durch den Besuch in Antibes in die Schickeria. Er wei�, dass sie im abhanden kommen wird, weil das Glitzer-Leben der "Frau ohne Charakter" (Zitat: Remarque) zu verlockend erscheinen w�rde. Das Gleichnis mit dem Calvados symbolisiert genau dies. Und doch kauft er die ganze Flasche und l�sst es nicht bei einem Glas bewenden...er wei� eben, dass es hoffnungslos ist. Da kann er auch gleich eine gute Flasche Calvados f�r ein halbhes Vergn�gen kaufen. Die Flache taucht dann auch noch ein paar mal auf, wird von Ravic aber nicht anger�hrt, wenn ich mich recht entsinne.

Alles weitere ist Geschichte...und meiner Meinung nach eine, die in Sachen "Love-Story" im 20. Jahrhundert ihres Gleichen sucht. Auch �ber die Liebesgeschichte hinaus, ist AdT perfekt konstruiert...zum Beispiel in der Triumphbogen-Symbolik...auch da erweist sich Remarque als einer, der sein Handwerk in reinform beherrscht...und dennoch Spaß macht.

>>By kwiedi   (Tuesday, 31 Jan 2006 10:14)



Für mich ist E. M. Remarque einer der grandiosesten, überzeugendsten - weil durch und durch "wahrhaftigsten" - Schriftsteller des letzten Jahrhunderts.

Er hat mir in seinen Werken mancherlei jener Werte, jenes Gedankengutes vermittelt, womit die Menschheit zu einem guten Zusammenleben finden könnte. Und zwar ohne mir mit dem moralischen Zeigefinger vor der Nase rumzuwedeln. War er sich doch seiner eigenen Ecken und Kanten sehr bewusst.
So ein "Unterjubeln" von "weiss-der-Kuckuck" was für persönlicher Weltanschauungen und ureigenster Wertevermittlungen mag ich nämlich überhaupt nicht leiden. Genau aus diesem Grund sind mir mittlerweile beinahe sämtliche sonstigen Schriftsteller total verleidet. Ich habe mich im Laufe der Zeit daher mehr und mehr dem biografischen Genre zugewandt, lese höchst selten noch einen Roman.

Remarques Bücher hingegen kann ich immer und immer wieder lesen; zum 8-ten, zum 9-ten, zum 10-ten Mal....
Sein schnörkelloser Schreibstill - auf das Wesentliche konzentriert, was er dem Leser mitteilen möchte - hat bereits 8 Jahrzehnte überdauert und er wird sich noch weiterhin halten können. Weitere Jahrzehnte, Jahrhunderte gar....zeitlos halt eben. Zeitlos überhaupt Remarques Nachdenken über die grundsäzlichen Werte des menschlichen Seins....des Miteinander-Seinkönnens überhaupt, ganz egal welcher Hautfarbe, welcher Religion wir angehören.
Das soll ihm mal einer nachmachen!

Ziemlichen Staub nämlich haben im Laufe derJahrzehnte gar manche Werke jener seiner Zeitgenossen angesetzt, die ihn nicht anerkennen wollten. Allen voran der Thomas Mann und seinem in bewundernder Ehrfucht geradezu erstarrtem "Clan".

Ein ganz grosses Anliegen Remarques war, dass auch "einfache " Menschen seine Bücher lesen und verstehen können ......was dann von der damaligen (vermutlich auch heutigen) "Intelligenzija" als kommerziell und daher a priori als trivial abgeschmettert wurde.
Neid, Eifersucht und Missgunst vielleicht?.... dass da einer ist der viel erfolgreicher ist mit seinem Schaffen. Einige jener massgeblichen Aspekte/Verhaltensweisen an denen die gesamte Menschheit krankt....

Der Remarque hat mancherlei solcherart "menschliche Schwächen" in seinen Werken benannt, den Leser zum Nachdenken angeregt, hat selber sein ganzes Leben lang immer und immer wieder versucht dagegen anzukämpfen.....

Zusätzlich zu seinen Werken habe ich bemüht, möglichst alles zu gergattern was an Biografischem//Autobiografischem über und von ihm auf dem literarischen Markt zu finden war.

Remarque hat meine Einstellung zum Leben, mein Gedankengut nachhaltig geprägt. Seinen Bestseller IM WESTEN NICHTS NEUES habe ich im Alter von ca. 16 Jahren gelesen.

Doch auch ich schätze - ebenso wie der eine und andere meiner VorrednerInnen - seine beiden Werke DER HIMMEL KENNT KEINE GÜNSTLINGE und DER SCHWARZE OBELISK als ebenso stark ein wie sein Bestseller, der halt bis zum heutigen Tag (vermutlich bis in alle Ewigkeit) an erster Stelle steht. An welchem der Remarque gemessen wird, seine weiteren Werke leider und zu unrecht in den Schatten stellt.....
Eigenartigerweise gehören die beiden oben erwähnten Werke für mich zu seinen stärksten Büchern, die von den "Kritikern" als seine schwächsten eingestuft worden sind.

Ich kann Euch die Bücher Remarques aus tiefstem Herzen empfehlen . Es sind glaubs 10 an der Zahl. .Beim posthum erschienenen SCHATTEN IM PARADIES muss man jedoch Abstriche machen. Doch das ist eine andere Geschichte.....

Ich grüsse alle die hier mitlesen ....Liliane

>>By Liliane   (Friday, 27 Jul 2012 16:05)



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